Pierre* ist 29 Jahre alt, Schweizer und in sozialen Netzwerken unterwegs. An sich nichts Besonderes. Bei ihm aber schon: Er nutzt diese Plattformen nämlich, um selbst erstellte kinderpornografische Inhalte zu teilen. Dank der internationalen Zusammenarbeit gelingt es, Pierre aufzuspüren und ausser Gefecht zu setzen. Bei solchen Ermittlungen spielt die grenzüberschreitende Kooperation eine Schlüsselrolle. Und fedpol ist ein wesentlicher Teil davon.
März 2021: Pierre* teilt ein pornografisches Bild eines 13-jährigen Mädchens über soziale Netzwerke und Messenger mit seinen Kontakten. Dank der Zusammenarbeit mit Einzelpersonen und Providern erhält das National Center for Missing and Exploited Children NCMEC – eine private Organisation in den USA – eine Meldung, dass der hochgeladene Inhalt gemäss US-amerikanischem Recht illegal ist. Aber weil Pierre in der Schweiz lebt, muss fedpol die Situation nach hiesigem Recht beurteilen. Also übermittelt NCMEC ein Dossier an fedpol, damit geprüft werden kann, ob die geteilten Inhalte auch in der Schweiz illegal sind. Nach der Analyse steht fest: Bei diesem Bild handelt es sich tatsächlich um Kinderpornografie. Nach weiteren Abklärungen erstellt fedpol einen Anzeigerapport und leitet das Dossier an Pierres Wohnsitzkanton weiter. Nun liegt der Ball bei der Kantonspolizei. Sie ermittelt und erhält einen Durchsuchungsbefehl für die Wohnung des Verdächtigen. Jetzt schlägt die Stunde der Wahrheit: Die Polizei findet in Pierres Sachen etliche Bilder und Videos, auf denen er minderjährige Mädchen missbraucht. Seine Masche: Erst gibt er sich in den Netzwerken als Junge aus, um mit den Mädchen in Kontakt zu treten. Dann bittet er sie um intime Fotos oder Videos und schlägt ihnen manchmal gar ein Treffen vor, um sie gegen Bezahlung zu sexuellen Handlungen zu drängen. Die Beweise sind hieb- und stichfest. Heute sitzt Pierre dank der (inter-)nationalen Zusammenarbeit hinter Gittern.
fedpol hat bei der Bekämpfung der Cyberkriminalität die Rolle einer kriminalpolizeilichen Zentralstelle und dient somit als Kontaktstelle zwischen ausländischen Polizeibehörden und den Kantonspolizeien. Die Arbeiten zwischen fedpol und den Kantonen werden über NEDIK koordiniert.
Jedes Jahr kommt es in der Schweiz zu schweren Fällen von verbotener Pornografie mit Minderjährigen, sei dies durch die Erstellung oder die Verbreitung kinderpornografischer Inhalte. Dank der Zusammenarbeit zwischen den Kantonen, fedpol und NCMEC, aber auch mit anderen internationalen Partnern werden diese Taten aufgedeckt, angezeigt und bestraft – und manchmal gelingt es sogar, die Opfer zu identifizieren und zu retten!
* Name geändert
Die Konferenz der kantonalen Polizeikommandanten hat das Netzwerk digitale Ermittlungsunterstützung Internetkriminalität (NEDIK) geschaffen, um die Kommunikation zu fördern und die Zusammenarbeit in der Schweiz zu optimieren. NEDIK ermöglicht es den Kantonen und fedpol, die Bekämpfung der Internetkriminalität zu koordinieren. Das Netzwerk hat sich in den letzten Jahren bewährt, da es eine schnelle und direkte Kommunikation zwischen den Behörden unterstützt, die als Basis für eine optimale Koordination dient. Die Finanzierung und Organisation wird von der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren und der Konferenz der kantonalen Polizeikommandanten gemeinsam gewährleistet.