Die Schlinge zieht sich zu

Bankomatsprenger nehmen die Schweiz auch 2021 wieder ins Visier. Werden sie erwischt, bezahlen sie für ihre waghalsigen Aktionen einen hohen Preis.

Seit 2019 werden in der Schweiz jährlich mehr als 20 Bankomaten gesprengt. fedpol kennt die aktiven Gruppierungen, ihre Sprengmethoden, ihr Fluchtverhalten.

Fahndung und Ermittlung gestalten sich dennoch schwierig. Die Täter agieren transnational. Für Angriff und Flucht verwenden sie oft kurz zuvor gestohlene Fahrzeuge mit falschen oder gar keinen Kennzeichen und überqueren bewusst Kantons- und Landesgrenzen.

An den Tatorten bleibt meist nur Verwüstung zurück. Die Täter versuchen, keine Spuren wie DNA oder Fingerabdrücke zu hinterlassen. Trotzdem: Mit jedem Fall gewinnen fedpol und die Bundesanwaltschaft (BA) weitere Erkenntnisse.

Von Premieren und einem Weihnachtscoup

fedpol steht laufend in Kontakt mit anderen Ländern und informiert sie über die neuesten polizeilichen Erkenntnisse. Dank dem intensiven internationalen und interkantonalen Informationsaustausch gelingen den Schweizer Behörden immer öfter Erfolge gegen Bankomatsprenger – so auch 2021.

  • Im Frühjahr 2021 werden im Kanton Schaffhausen zwei Bankomaten gesprengt (Wilchingen und Buchberg). In diesem Zusammenhang gelang es aufgrund von forensischen Ergebnissen, eine beschuldigte Person zu identifizieren. Die BA schreibt den Verdächtigen im Schengener Informationssystem (SIS) zur Fahndung aus. Ende November wird die Person im Ausland verhaftet und in der Folge an die Schweiz ausgeliefert.

  • Am 22. Dezember 2021 steht erstmals ein Bankomatsprenger vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona (Hier gibt’s den Fall zum Nachlesen). Er wird auf Antrag der BA zu einer Freiheitsstrafe von 74 Monaten verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

  • Am frühen Morgen des 24. Dezember 2021 schlagen die französischen Behörden, in enger Zusammenarbeit mit fedpol, den deutschen und niederländischen Behörden in einer koordinierten Aktion in Bartenheim (F) zu. Die französische Polizei kann in einem Hotelzimmer nahe der Schweizer Grenze vier Personen verhaften. Bei der anschliessenden Durchsuchung werden Sprengstoff, Zünder, gefälschte Nummernschilder und mehr sichergestellt. Sie werden verdächtigt, für mehrere Sprengungen in den Jahren 2020 und 2021 verantwortlich zu sein.

Vieles deutet auf Rückzugsräume im Ausland hin, die der Logistik und Planung von (Serien-)Angriffen auf Bankomaten in der Schweiz dienen. fedpol bleibt den Bankomatsprengern auf der Spur und zieht die Schlinge weiter zu.

Sprengstoff und Verhaftung am Grenzübergang in Thayngen (SH)

«Weiterhin keine Bewegung», meldet die Observationseinheit der Kantonspolizei Waadt. Sie beobachtet ein Haus, das über eine Online-Plattform für ein paar Tage gebucht wurde. Der Mieter selbst wird nicht auftauchen. Er befindet sich seit dem Vorabend nach einer Kontrolle am Grenzübergang Thayngen in Haft.

Im Auto des Mannes finden die Mitarbeiter des Bundesamtes für Zoll- und Grenzsicherheit (BAZG) Sprengstoff, weitere verdächtige Gegenstände und: eine Adresse in einer kleinen Waadtländer Gemeinde. Wollte er sich dort mit einer Bankomatsprenger-Gruppe treffen? fedpol setzt auf der Fahndung nach möglichen Komplizen alle Hebel in… «Weiterhin keine Bewegung».

An diesem Tag sind die Kriminellen der Polizei wohl einen Schritt voraus. Mit den gesicherten Beweismitteln sollen die Hintergründe geklärt werden. Stand der Verhaftete tatsächlich mit einer Bankomatsprenger-Gruppe in Kontakt? Die Ermittlungen von fedpol und der Bundesanwaltschaft dauern an.